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Leere Stühle auf einer Bühne.

Zehn Seiten.

Posted on 18. Februar 202218. Februar 2022 by S.

Manchmal habe ich das Gefühl, als wenn die moderne Technik längst einige Funktionen meines Gehirns übernommen und ersetzt hat. Mein Smartphone zum Beispiel hat es sich jüngst zur Gewohnheit gemacht, mich an Momente aus meinem Leben zu erinnern. Meistens tut es das mit Bildern aus seinem Speicher und nicht selten, brauche ich einen kurzen Moment um zu verstehen was ich da eigentlich sehe.

Gurppenbild mit dem Ensemble der WeberknechtbühneHeute zum Beispiel: ich erkenne mich selbst in einer Gruppe, aus zum Teil merkwürdig angezogenen, Menschen. Da stehe ich neben einem Polizisten, einem Pastor, einer Frau in Kittelschürze, und vier weiteren Damen die mir auf den ersten Blick vollkommen unbekannt zu sein scheinen. Der erste Gedanke: das muss schon lange her sein. Wann hat man sich schließlich zuletzt so dicht an fremde Menschen heran gewagt? Im nächsten Moment erinnere ich mich dann natürlich. Die Aufnahme entstand Anfang 2020. Am 08. Februar um genau zu sein. Ich besuchte damals mit Freunden die Vorstellung eines meiner Theaterstücke. Die Hamburger Amateurtheatergruppe „Die Weberknechte“ hatte „Ein UFO fürs Dorf“ auf die Bühne gebracht. Ich entsinne mich an tolle Schauspieler*innen, die mit einer faszinierenden Leichtigkeit und einer enormen Textsicherheit über die Bühne fegten. Es war ein unterhaltsamer Abend, an dem ich sehr viel gelacht habe, obwohl ich natürlich schon jede Pointe kannte.

Von Corona hatten wir zu der Zeit bereits gehört. Es handelte sich aber eher um einen abstrakten Virus, der irgendwo in Asien sein Unwesen treiben sollte. Etwas das angeblich auf dem Weg nach Europa war. Etwas das man aber nicht wirklich ernst nahm.

Vier Wochen später, musste ich auf der Internetseite meiner eigenen Theatergruppe die letzte Vorstellung unserer zehnjährigen Jubiläumsproduktion absagen. Gemeinsam hatten wir entschieden, dass ein Auftritt unter Betrachtung der neuen pandemischen Lage (ein Begriff den ich vorher noch nie gehört hatte) unverantwortlich war. Stunden zuvor waren bereits die ersten reservierten Karten storniert worden. Wir waren bedrückt. In zehn Jahren, hatten wir noch nie eine Vorstellung absagen müssen. In der Rückschau überkommt mich irgendwie ein bittersüßes Lächeln, wenn ich bedenke wie wir uns anfänglich damit trösteten, dass wir uns dann eben auf die neue Produktion im Herbst konzentrieren müssten.

Zwei Jahre ist das her. Uns ist es nicht gelungen, einen öffentlichen Auftritt zu planen. Lange haben wir uns gar nicht getroffen. Ab und an mal eine Zoom-Konferenz um sich davon überzeugen zu können, dass alle noch da sind und niemand verloren gegangen ist. In den etwas entspannteren Monaten konnte man sich wenigstens für ein paar Impro-Übungen treffen. Aber eine abendfüllende Veranstaltung? Mit Publikum? Und Werbung? Dazu konnten wir uns nicht durchringen. Zu groß war die Gefahr, dass die Lage wieder umschwang und man in letzter Minute wieder alles hätte absagen müssen. Zumal gerade in Hamburg die Corona-Regeln sehr restriktiv gehandhabt wurden.

Gruppenbild mit dem Ensemble der Theotervereen Bossel-Hogenfiedel.

Andere waren da mutiger. Im Oktober 2021 besuchte ich den Theotervereen Bossel-Hogenfiedel im Hamburger Umland. Auf dem Programm: „Der Omatrick“. Die Ur-Aufführung meines letzten selbst geschriebenen Theaterstückes. Was für eine Freude, zumal Anfang 2020 diverse Termine dieses Stückes von verschiedensten Theatergruppe abgesagt wurden. Mit einer mitreißenden Hingabe begeisterten die Darsteller*innen ihr Publikum in einer ausverkauften Mehrzweckhalle. Nach gut eineinhalb Jahren Bühnenabstinenz war das ein Gefühl, beinahe wie im Rausch. Am Ende bedankte ich mich euphorisch für diesen Abend und war begeistert von diesem Gefühl, dass das Theater endlich wieder zurück war.

In den nächsten Wochen tauchten dann auch die ersten Terminankündigungen für das Frühjahr auf. Es schien, als würde das Amateurtheater so langsam wieder aus seinem Dornröschenschlaf erwachen.

Dann kam die kalte Jahreszeit. Weihnachten stand vor der Tür und das Christkind legte uns die Omikron-Variante unter den Baum.

Und jetzt?

Ziemlich genau zwei Jahre nach Ausbruch der Pandemie stehen wie scheinbar wieder an dem gleichen Punkt. Klar, die Rahmenbedingungen haben sich geändert. Wir kennen das Virus. Wir haben Maßnahmen ergriffen. Die Infektionsrate ist rückläufig, aber trotzdem noch viel höher als in allen Monaten zuvor. Gut 235.000 Neuinfektionen pro Tag. Gestern starben in Deutschland 261 Menschen an (oder mit) COVID-19. Obwohl es längst Alltag ist, ist es immer noch beunruhigend.

Die Politik spricht von Lockerungen. Der Zenit der Omikron-Welle sei überschritten. Ende März könnten vielleicht alle Maßnahmen aufgehoben werden. Der Wirtschaft geht das zu langsam. Der Wissenschaft zu schnell. Das ist es wohl, was man den politischen Kompromiss nennt: abwägen und am Ende beiden Seiten etwas geben.

Im Autoradio sprach ein Journalist heute davon, dass die politische Führung mittlerweile genau so müde und gelangweilt wäre, wie der Rest der Bevölkerung. Man will das endlich alles aufhört. Beinahe scheint es so, als hätte man vor dem Virus kapituliert. Und tatsächlich erweckt es den Anschein, als würde versucht werden den Eindruck zu erwecken, dass die pandemische Lage mit dem Abflachen der Omikro-Variante vorbei sein könnte. Alle reden über den Frühsommer, in dem alles wieder normal sein wird. Keiner spricht von neuen Mutanten. Keiner spricht vom nächsten Herbst. Beinahe scheint es so, als wünschten sich alle nur noch die heile Welt. Eine Welt ohne Einschränkungen, ohne Schnelltests und Impfzertifikate und vor allem ohne Impfpflicht.

Schreibtisch mit Notebook, Notzibüchern und Büchern.

Und man selbst? Ich bin genau so müde. Über meinen Geburtstag im Februar habe ich zwei Wochen Urlaub genommen. Ich sitze in einer Ferienwohnung im Wald und versuche so wenig Nachrichten zu konsumieren wie möglich. Ein bisschen heile Welt.

Seit über zwei Jahren habe ich kein Theaterstück mehr geschrieben. Ich hatte vor, dass hier nachzuholen. Endlich mal wieder etwas Produktives zu tun. Um mir dafür selbst ein bisschen Druck zu machen, habe ich es sogar auf Instagram angekündigt. Zeit genug wäre in den letzten zwei Jahren vorhanden gewesen, aber der Antrieb fehlte. Und was soll ich sagen? Er fehlt offenbar immer noch. Es ist, als würde ich dem Frieden nicht trauen. Als würde eine Stimme in mir sagen: „warum schreiben? Wofür? Es spielt doch eh keiner mehr Theater!“ Corona hasst das Theater. Corona will nicht das Menschen Spaß haben. Und selbst wenn mir das Schreiben eigentlich Freude bereitet, ist das nichts im Vergleich dazu in einem vollbesetzten Saal zu sitzen und mitzuerleben wie all die anderen Menschen sich über meine Stücke freuen. Das ist letztlich der Antrieb. Das ist es, wofür ich schreibe.

Aber, die Hoffnung ist noch nicht erloschen. Auch wenn ich am Ende kein ganzes Stück geschrieben habe. Die ersten zehn Seiten sind zu Papier gebracht. Das ist ein Anfang. Damit ist in zwei Wochen mehr vollbracht als in den zwei Jahren davor. Und wer weiß, vielleicht stellt sich die Motivation ja viel schneller wieder ein, als erwartet.

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