In der Lüneburger Heide, oben bei der Försterei, hat sein Revier,
ein gar riesig, rotblond getöntes Tier.
Hier an der Schonung, ist es stets zu finden auf der Pirsch,
die Rede ist von Manfred – dem kapitalen Hirsch.
Bis zum Zwölfender hat er es schon gebracht,
und sich im jungen Übermut ein ganzes Damen-Rudel angelacht.
Im Herbst noch hörte man ihn röhren, Waldweg ab und Waldweg auf,
alles sollten wissen: der Manfred ist gut drauf.
Doch im Winter machte sich im Unterholz mit einem mal die Unruhe breit,
das Damen-Rudel fand „es wär jetzt endlich an der Zeit!“
Und so traf Manfred im Frühjahr, na Sie ahnen es schon,
die volle Kraft der Emanzipation.
Das Kinderkriegen – gut O.K. – das mag ja Frauensache bleiben,
aber mit dem Rest würde man es nicht mehr länger auf die Spitze treiben.
Kochen, Waschen und Hausaufgaben überwachen,
das solle in Zukunft mal schön der Platzhirsch selber machen.
Die Forderungen der Bewegung lagen offen auf dem Tisch,
frisch aufs Eichenblatt gepinselt, die Farbe war noch frisch.
Gleicher Lohn für weniger Arbeit, Mutterschutz und Witwenrente,
und zur Erholung ausgedehnte Rehakurse, im Forst bei Bad Malente.
Hatte noch Manfred gedacht, der Herbst brächte ihn körperlich an die Substanz,
so war dieser doch nichts zum Sommer, voller Windeltausch und Kindertanz.
Sein Freund, der Kuckuck, zeigte ihm schließlich eine ganze neue Perspektive,
das Leben war viel leichtet, wenn er die Bälger anderen Vätern unterschiebe.
Fortan hatte die Verwegenheit einen neuen Namen,
hinter jeder zweiten Fichte, lauerte jetzt Manfred auf die Damen.
Egal ob Henne, Bache oder Ricke,
es war das reinste rumge…
Moment! Betrachten wir es kurz bei Tageslicht:
das ist irgendwie, eine ganze anderes Gedicht.